Ist es euch schon mal aufgefallen, dass sich Schönheit meist dann zeigt, wenn es vorher richtig “unschön” war? Das Wetter führt uns dies des Öfteren durch seine vielfältigen Phänomene vor. Und im Leben ist es auch so. Kennt ihr daher den Effekt, dass die Erfahrung von Schönheit einem selbst für einen gewissen Moment zum Innehalten bewegt? Von der lauten Unruhe in einen kurzen Moment der Ruhe! Wie eine unvorhersehbare Veränderungen zwischen gut und schlecht. Einfach weil das Besondere, das wir in solchen Momenten erleben, nicht sofort im Ganzen erfasst werden kann. Schönheit ist aber nicht nur äußerlich erkennbar. Die Fotografie erlaubt es im Angesicht von Schönheit tiefer zu blicken.
Das Prinzip von Schönheit umfasst viel mehr als nur das für uns Sichtbare. Zuallererst ist es ein Gefühl, dass uns Schönheit spüren lässt, denn sonst könnten wir es nicht bewusst wahrnehmen. Es ist also nicht allein das Erblicken von Schönheit, sondern der verborgene emotionale Mechanismus, der dadurch in Bewegung kommt. Schönheit ist in meinen Augen ein Effekt, der sich dadurch etabliert, etwas im Gleichgewicht zu erfahren und dies durch unsere Aufmerksamkeit auch im Gleichgewicht zu bewahren. Selbst wir Menschen kommen dadurch für einen Moment ins Gleichgewicht. In die Mitte zwischen Innen und Außen. Das Gegenteil von Schön ist ja bekanntlich hässlich oder auch unschön. Alles in allem ein abstoßender Aspekt. Was will uns eine solche Erfahrung eigentlich mitteilen?
Franz Grillparzer
Wir können Schönheit überall erkennen, selbst in der absoluten Dunkelheit, wenn es gar nichts zu sehen gibt. Hier tritt dann vor allem das Gefühl von Schönheit hervor, wenn es z.B. ganz besonders still ist oder man sich dabei geborgen fühlt. Schönheit ist sowohl bei Objekten aus künstlerischer Tätigkeit sichtbar und fühlbar, ganz besonders aber ist Schönheit ein Effekt in der Natur. Man spricht z.B. von einem schönen Baum, die schönen Farben der Blumen, die Schönheit des Meeres, einem besonders schönen Berg im schönen Licht oder die Schönheit eines Sonnenuntergangs sowie die Schönheit des Funkelns eines Sternenhimmels in der Nacht. Es gibt dazu unendlich viele Beispiele. Schönheit aus dem Gefühl heraus ist aber auch damit verbunden, wie die Temperaturen auf uns wirken, wie Blumen duften, wie sich das Rauschen des Meeres oder der Bäume auf uns auswirkt oder aber wie sich die Stille bei einem Blick in die Sterne bemerkbar macht. Schönheit ist immer ein Gesamtkonzept, dass viele einzelne Dinge vereint. Es ist einfach ein Moment der Gewahrwerdung von allem. Schönheit führt den empfindsamen Geist in die Gegenwart. Es lässt das Wesen Mensch auf einfache Art und Weise das Jetzt erfahren.
In der Fotografie wird oft der Fehler gemacht, Schönheit auf ein Motiv zu reduzieren bzw. sogar nur das Foto selbst als schön anzusehen. Das ist bis zu einem gewissen Anteil auch nicht falsch, aber eben nicht der ganze Grund. Die Schönheit eines Fotos trägt sich immer um ein Vielfaches weiter hinaus bis hin zu dem Moment des Erlebens und Entstehens. Es ist keinesfalls nur der Print eines Fotos oder der Digitale File, den man am Monitor betrachtet. Es ist die Summe aller Aspekte, die auf den Fotografen einwirken und es ist der Moment, in dem der Mensch sich selbst und die Zeit vollkommen vergessen hat. Beim Erleben, beim Fotografieren und ähnlich auch beim betrachten des Fotos. Deshalb ist Fotografie ja auch so wertvoll, weil sie eben Schönheit ungezwungen erfahren lässt, ohne dass man sich dazu geistig sehr anstrengen muss. Ja nicht einmal eine Anleitung wie man Schönheit erfahren kann, ist dazu nötig. Wir müssen einfach nur in der Natur sein und uns ungezwungen Umblicken. Es gibt immer etwas, dass uns durch seine Schönheit auffällt und berührt. Es ist ein Gefühl, dass in einem selbst entsteht, ein Gleichgewicht, dass zwischen dem Wesen des Menschen und der Natur (dem Motiv) entsteht. Es ist wie eine Verbindung, ein Transport von Energie und Information. Ähnlich dem Einfangen von Photonen am Sensor.
Um diese Möglichkeit nicht nur auf die Naturfotografie zu reduzieren möchte ich auch hinweisen, dass dies in jedem Genre der Fotografie erfahrbar ist. Eben dort, wo sich der Fotograf am wohlsten fühlt. Hierzu möchte ich auch erneut einen Text zitieren, der bereits im Thema Stille angeführt wurde und der aus dem Buch Jetzt! Die Kraft der Gegenwart von Eckhart Tolle, S. 118, stammt. Er passt einfach so genial zum Thema Schönheit, denn dieser wurde von einem “Nicht-Fotografen” geschrieben. Und er zeigt die tiefe spirituelle Kraft, die in der Fotografie erlebt werden kann.
Aus dem Kapitel „Schönheit erblüht in der Stille deiner Gegenwärtigkeit“
„Hast du jemals die Unendlichkeit des Weltraums in einer klaren Nacht bewundert, tief beeindruckt von der absoluten Stille und der unvorstellbaren Weite? Hast du auf das Geräusch eines Bergflusses im Wald gehorcht, wirklich gehorcht? Oder auf das Lied einer Amsel in der Dämmerung an einem ruhigen Sommerabend? Um auf solche Dinge aufmerksam zu werden, muss der Verstand still sein.“
Wie wir sehen, geht Schönheit weit über die greifbare Materie hinaus, denn Schönheit ist ein Teil von Stille und eben auch umgekehrt. Sie ist ein Teil von uns selbst und auch ein Teil von allem. Etwas als Schön zu empfinden ist natürlich auch dem persönlichen Empfinden des einzelnen Menschen entsprechend unterschiedlich, zeigt dadurch aber auch die unglaubliche Vielfalt, die überall in diesem Universum vorhanden ist. Schönheit ist Einzigartigkeit, die niemals ein zweites Mal geschieht. Und doch ist sie überall zu finden. Von den kleinsten Dingen der Materie bis hin zu den größten Galaxien!
Dr. Günter Zöhrer
Und zu guter Letzt wirkt die natürliche Schönheit auch auf uns. Die Schönheit der Natur und die Schönheit unseres Wesens spiegeln sich an jenem Berührungspunkt dieser beiden Welten wider. Unserer Gestik, unserer Sprache, unserem Gesichtsausdruck sowie unserem Gefühl, dass sich als Gänsehaut, Hingebung, Innehalten oder Tränen der Freude zeigen kann. Wir werden uns dadurch “unbewusst bewusst”, dass wir in diesem Moment das Ergebnis des universellen Gleichgewichts sind und dadurch trotz unserer Unscheinbarkeit gegenüber der Größe des Raumes eine immens wichtige Rolle spielen. Wir sind in diesem Moment der Ausdruck von Schönheit!
Man kann es auch anders erklären. Wenn wir Menschen im Mittelpunkt stehen und die Natur als Schön empfinden können, dann ist diese Empfindung quasi als ein Geschenk an die Natur zu verstehen. Umgekehrt kann aber auch unser Gegenüber, die Natur, uns Menschen in diesem Moment als Schön erkennen, denn wir sind ja auch ein Teil davon. Die menschliche Empfindung, Schönheit spürbar zu erkennen, kann als Reaktion dafür gesehen werden, dass uns die Natur ein besonderes Geschenk macht. Schönheit in Form von Licht, Raum, Materie und Energie. Sozusagen ist das ein sichtbarer uns spürbarer Ausdruck, dass alles mit allem verschränkt ist.
Beispiel-Event
zum Thema SCHÖNHEIT:
Salzkammergut . Dachstein . Schafberg . Österreich
David Hume