Die Frage, was Fotografie eigentlich kann, darf sich nicht alleine auf das Foto beziehen. Ein Foto ist nicht mehr als das Ergebnis kreativen Handelns. Eine mögliche Antwort wäre, dass das, was das Foto entstehen lässt, das erwachte, kreative Potential des Menschen ist. Nun ist es aber so, dass nicht jeder Mensch gerne fotografiert, was nun wieder den Rückschluss erlaubt, dass Fotografie nur eingeschränkt, auf einen bestimmten Teil der Menschen, anwendbar wäre. Nein, auch das kann nicht stimmen, denn Fotos bewegen Menschen weltweit, und das unabhängig davon ob man selbst fotografiert oder ob man Fotos nur betrachtet.
Was kann also Fotografie wirklich? Hier spielt für mich die Poesie für die Beschreibung eine wesentliche Rolle. Fotografie kann der Ausdruck von Poesie in Bildern sein. Und Poesie hat die Menschen schon immer berührt.
Unter dem Aspekt einer modernen und nachhaltigen Betätigung des Menschen, ist Fotografie gleichzusetzen mit einer zeitlosen Meditationsform. Wir alle erleben eine solche, ja fast ohne eigenen Aufwand erzeugte Gegenwärtigkeit, eine in uns erkennbare Poesie, wenn wir in der Natur sind und uns von etwas Besonderem faszinieren lassen. Es geschieht ohne dass man es plant, ohne Zutun der Gedanken, ohne Willen und ohne Zwang. Wir sind Tief ergriffen von dem Moment eines Sonnenuntergangs, wenn die Sterne über uns leuchten, als ob wir das noch nie gesehen hätten, wenn uns eine Sternschnuppe ein kurzes Leuchten des Universums offenbart, wenn wir von den Tieren und Pflanzen der Natur überrascht und vor allem bemerkt („gewittert, erkannt“) werden, wenn wir die Stille hören, die in der Natur vorherrscht, wenn wir das Prasseln des Regens erleben, die Gewalt eines Blitzes erleben, die gute Luft unter einem tief blauem Himmel riechen, usw. Man könnte das fast endlos weitermachen. Aber ich denke es ist klar was ich damit meine. Wir werden durch das Natürliche um uns in unserer eigenen Natur berührt und wir reagieren darauf ganz selbstverständlich. Tiefe Dankbarkeit, Still werden, Entspannung, Kraft gewinnen, Teil des Ganzen sein, Loslassen. Wir bewegen uns sofort in die Gegenwart, weil wir emotional ergriffen sind und verlieren dadurch unser Zeitgefühl. Wir werden Zeitlos und Gedankenlos und richten den Fokus nur auf das was uns berührt. In den Worten von Eckhard Tolle könnte man sagen, dass der Schmerzköper in uns verstummt, ja regelrecht stirbt, weil er in Gegenwärtigkeit, also Zeitlosigkeit, nicht überleben kann.
Das Wort ‚Zeitlos‘ steht genau richtig formuliert in direkter Berührung mit Gegenwärtigkeit, die ja jedes Fotos repräsentiert und die bei jeder Meditationsform erstrebt wird. Frei zu sein von jeder negativen Emotion und jedem negativen Gedanken. Innerliche Freiheit und Ausgeglichenheit, genauso wie es in der Natur, ohne Eingriff des Menschen, passiert. Meditation führt uns näher zum natürlichen Zustand unseres Wesens. Fotografie ist eine moderne Form von Mediation, die, wenn sie bewusst ausgeführt wird, denselben Nutzen erzielt. Fotografie erlaubt die Verwendung moderner Technik, erlaubt das Erforschen von technischen Möglichkeiten, besitzt aber auch die wunderbare Fähigkeit, den Menschen sich selbst spüren und erleben zu lassen. Vor allem im Angesicht der Schönheit der Natur. Fotografie kann Geistigkeit (Spiritualität) fördern und den Menschen Ausgeglichenheit, Freude und Enthusiasmus ermöglichen.
Dr. Günter Zöhrer
Dr. Günter Zöhrer
Dr. Günter Zöhrer
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