Bei der Frage was Fotografie kann, ist es wichtig den Blick nicht nur auf das Foto zu lenken, sondern darüber hinaus zu schauen. Ein Foto ist nicht mehr als das Ergebnis kreativen Handelns. Fotografie jedoch ist alles das was vor und nach dem Foto geschieht. Eine erste mögliche Erklärung wäre, dass die Fotografie das kreative Potential des Menschen erwachen lässt. Nun ist es aber so, dass nicht jeder Mensch gerne fotografiert. Das wiederum würde bedeuten, dass Auswirkungen auf die Kreativität nur eingeschränkt auf einen bestimmten Teil der Menschen, den Fotografen anwendbar wäre. Aber das kann auch nicht stimmen, denn Fotos bewegen Menschen weltweit, unabhängig davon, ob diese fotografieren oder ob sie Fotos nur betrachten.
Was kann also Fotografie wirklich? Reduziert auf zwei Personengruppen, den Fotografen und den „Nicht“-Fotografen“ geben diese eine Antwort, die weit über das Foto hinauszugehen vermag.
Die Fotografen unter uns:
Unter Einbeziehung der ganzheitlichen Fotografie von DIE KRAFT DES SEHENS, wird ein Fotograf das Fotografieren leidenschaftlich und mit Hingabe umsetzen. Egal ob bei der Planung, beim Shooting und bei der Entwicklung der Bilder. Das tun natürlich die meisten auch unbewusst, ohne dass sie auf DIE KRAFT DES SEHENS bewusst achten. In der Erklärung Was ist Fotografie habe ich deutlich gemacht, dass durch das Fotografieren in der Natur (dies ist auch bei allen anderen Genres möglich) das gesamte menschliche Wesen „bewegt“ wird, um in die Stille zu kommen. Körper und Geist werden fokussiert, konzentriert, gereinigt, entschleunigt und wieder ins Gleichgewicht gebracht. Und dies anhand der wichtigen menschlichen Grundsätze wie bewegen, ruhen, gestalten und Fühlen, die beim Shooting erfahren werden. Bekannt ist dies auch als die Umsetzung der 4 Fotozeiten.
Das Fotografieren beeinflusst also den Menschen auf eine positive Art und Weise. Ganzheitlich! Ich denke das wissen die meisten, die fotografieren. Eben weil diese Tätigkeit den Menschen gedanklich dem Alltag entreißt. Das bedeutet, dass sich durch regelmäßiges Fotografieren in der Natur das Denken und Handeln des Menschen (Fotografen) verändern kann. Dies trifft vor allem dann zu, wenn Menschen voller Angst und Sorgen sind. Wie wir aus der Wissenschaft wissen, sind Bewegung, Meditation, Konzentration und Achtsamkeit Wege hin zu einer besseren Gesundheit, zu Vitalität, zu innerer Freiheit und zu größerer mentaler Kraft – eben um den Alltag besser meistern zu können.
Wir wissen auch aus der Wissenschaft, dass immer wiederkehrende Gedanken das Gehirn programmieren. Zum Beispiel erzeugt Angst nur mehr Angst, wenn man nichts dagegen unternimmt. Wenn wir also regelmäßig „Schönes“ sehen, in unserem Fall ist es die gesamte Schönheit der Natur bei Tag und Nacht, dann ist es doch naheliegend, dass ähnlich zum negativen Denken sich ein positives Denken manifestiert und so das Gehirn auch „programmiert“ werden kann.
Nun, genau dies ist der kleine, unerzwungene Wert, der in der Fotografie steckt, der aber eine gewaltige Veränderung bewirken kann. Sichtbar, spürbar, widerholbar. Hin zu einem erfüllteren und ausgeglicheneren Leben. Durch all das, was wir Menschen so sehr benötigen. Bewegung, Ausgleich und Entschleunigung.
Wenn wir uns in der Fotografie bewegen und anstrengen, dann sorgt dieses Tun dafür, dass wir danach effektiv und entspannt ruhen können. Und auch das Schlafen wird sich nach einer anstrengenden Bergtour und/oder einem emotionalen Shooting viel leichter anfühlen. Denn genau dieses Tun verändert die Gedanken und Ängste, die einen nicht schlafen lassen. Fotografie kann den Geist beruhigen und von all den Dingen abkappen, die uns das Leben schwer machen. Wenn wir es regelmäßig tun.
Was kann Fotografie aber noch?
Nun, es gilt allgemein der bekannte Spruch, „Verändere Dich selbst, wenn Du willst, dass andere sich verändern“. Auch in diese Richtung wirkt die Fotografie, denn wenn der Fotograf sich spürbar und sichtbar durch ein anderes Mindset ändert, dann wird sich auch das Umfeld darauf reagieren und auch ändern. Gemeint ist damit jener Teil in uns, der immer wieder Sorgen bereitet. Konflikte mit Menschen, Widerstand der sich gegen andere Aufbaut, Streit, Angst, Abhängigkeit und andere Aspekte, die das Leben erschweren.
In die eigene Mitte zu kommen bedeutet ein bewusstes Innehalten von allem. Es ist in der Fotografie nicht nur ein Tun, sondern vor allem ein Sein. Und dieses Sein erzeugt eine ganz andere Energie in uns, die auf die Menschen im Außen einwirken.
Wenn wir in uns so stark und ausgeglichen sind, dass andere dies spüren können, dann wird sich das Äußere uns gegenüber ganz anders verhalten. Das ist kein Quatsch, denn wir wollen ja alle einen freundlichen und netten Umgang mit unseren Mitmenschen pflegen. Freundlichkeit, Respekt und Wertschätzung sind meiner Meinung nach ein besserer Weg zum allgemeinen Miteinander als Missgunst und Misstrauen. Aber dazu benötigt es auch die innere Ausrichtung dazu, denn wir Menschen haben bekanntlich eine feine Nase wenn es darum geht, andere Menschen einzuschätzen. Wir haben einen „Riecher“ oder unser „Bauchgefühl“ sagt uns dies. Und das was du selbst ausstrahlst kommt auf dich in gleicher Form wieder zurück.
In der Fotografie ist alles verschieden, selbst wenn andauernd das selbe Motiv fotografiert wird. Und Menschen sind auch alle verschieden oder schöner ausgedrückt, „Einzigartig“. Wir müssen das „Andere“ einfach akzeptieren und so unseren Respekt zeigen. Wohlgemerkt meine ich hier nicht bösartige Verbrechen und Machenschaften zu akzeptieren. Wir alle wolle Individuell bleiben. Nun, das Fotografieren mit seinen positiven körperlichen Auswirkungen kann genau das bewirken, weil wir uns durch die Anwendung der Fotografie in unserem inneren Verändern und dies auch über einen längeren Zeitraum danach ausstrahlen. Wir werden in der Natur Präsent, wir werden Authentisch und wir werden Rücksichtsvoll. Einfach nur deshalb, weil uns die Fotografie es ermöglicht, genau hinzuschauen. Dieses Tun zeigt uns Schönheit. Dadurch sind wir innerlich still geworden. Denn Schönheit ist Stille genauso wie Stille schön ist.
Menschen, die nicht Fotografieren, werden ebenfalls von der Fotografie berührt. Sei es im guten wie im schlechten Sinne. Wir alle wissen, was die heutigen Medien für einen Einfluss auf die Menschheit haben. Nachrichten und Werbung prägen fast das ganze Leben eines Menschen. Vor allem sein Denken! Wir bekommen gesagt, was gerade im Trend ist, was gekauft werden muss, wer wir sind, wenn wir dies und jenes tun und natürlich auch was es für Geschehnisse auf der Welt gibt, und wie sehr Menschen andernorts leiden müssen. Traurigkeit, Wut, Angst und Hass entstehen aus solchen Nachrichten, denn diese sind sozusagen vom Ort der Geschehnisse zu uns „transportiert“ worden. Es ist eine Form von Energie. Und ein großer Teil dieser Nachrichten in den Medien besteht aus Bildern. Erschreckenden, liebevollen, lustigen, entsättigten, grauenhaften, interessanten, langweiligen, idiotischen, arroganten, verblödeten Bildern … usw. Wir alle schauen darauf und denken darüber nach.
Was meinst du kann die Fotografie in der Welt bewirken, wenn genau das transportiert wird, was der Fotograf erlebt und fühlt? Wenn statt all den schrecklichen Dingen vermehrt schöne Inhalte transportiert werden? Wenn ein großer Teil der Menschen durch das Foto so sehr beeinflussbar sind, warum dann nicht auch jene „positiven“ Energien vermitteln, um die Menschen oder besser gesagt, um das „kollektive“ Denken zu verändern?
Wohlgemerkt, es ist nicht das Foto allein, dass hier gemeint ist. Es ist das Fotografieren, die Persönlichkeit des Fotografen, die den Inhalt im Foto transportiert. Ist es nur ein Foto, das „geil“ ist und nach 10 min. wieder vergessen ist, oder ist es ein Foto, dass einen tieferen Sinn zeigt, der den geistigen Anteil des Menschen bewegt und Energien transportiert, die zu Veränderungen im Denken und Handeln führen können? Die Menschen auf andere Gedanken bringen? Bei dem, was Fotografie alles kann, spielt für mich die Poesie eine wesentliche Rolle. Fotografie kann der Ausdruck von Poesie in Bildern sein. Durch den Transport von Schönheit und der entsprechenden Energie. Denn Poesie hat die Menschen schon immer berührt.
Unter dem Aspekt einer modernen und nachhaltigen Betätigung des Menschen, ist Fotografie gleichzusetzen mit einer zeitlosen Meditationsform. Wir alle erleben eine solche, ja fast ohne eigenen Aufwand erzeugte, meditative Gegenwärtigkeit, eine in uns erkennbare Poesie, wenn wir in der Natur sind und uns von etwas Besonderem faszinieren lassen. Es geschieht ohne, dass man es plant, ohne Zutun von Gedanken, ohne absoluten Willen und ohne einengenden Zwang. Es ist einfaches und wohltuendes SEIN!
Wir sind tief ergriffen von dem Moment eines Sonnenuntergangs, wenn die Sterne über uns leuchten, als ob wir dies noch nie gesehen hätten, wenn uns eine Sternschnuppe ein kurzes Leuchten des Universums offenbart, wenn wir von den Tieren und Pflanzen der Natur überrascht und vor allem bemerkt (“gewittert, erkannt” = fühlbare Energie) werden, wenn wir die Stille der Natur in ihren Geräuschen hören, wenn wir das Prasseln des Regens erleben, die Gewalt eines Blitzes und dessen Donners fühlen, die gute Luft unter einem tief blauem Himmel atmen usw. Man könnte das fast endlos weitermachen. Wir werden dadurch einfach zu Kindern, die im Sandkasten spielen. Nur, dass das Spielzeug die Kamera ist.
Aber ich denke es ist allen klar was ich damit meine. All das kann ein Fotograf aber auch ein „Nicht-Fotograf“ empfinden. Wichtig ist, dass wir in der Natur sind! Wir werden durch das Natürliche um uns in unserer eigenen Natur berührt und wir reagieren darauf ganz selbstverständlich. Wir bewegen uns sofort in die Gegenwart, weil wir emotional ergriffen sind und verlieren dadurch unser Zeitgefühl. Wir werden Zeitlos und Gedankenlos und richten unseren Fokus, ohne es zu wollen, nur auf das was uns berührt. In den Worten von Eckhard Tolle könnte man sagen, dass der „Denker“ (Verstand, Ego etc.) in uns verstummt, ja regelrecht stirbt, weil er in Gegenwärtigkeit, also Zeitlosigkeit, nicht überleben kann.
Das Wort ‘Zeitlos’ steht genau richtig formuliert in direkter Berührung mit Gegenwärtigkeit, die ja jedes Foto repräsentiert und die bei jeder Meditationsform erstrebt wird.
Meditation führt uns näher zum natürlichen Zustand unseres Wesens. Fotografie ist eine moderne Form der Mediation, die, wenn sie bewusst ausgeführt wird, denselben Nutzen erzielt. Fotografie erlaubt die Verwendung moderner Technik, erlaubt das Erforschen von technischen Möglichkeiten, besitzt aber auch die wunderbare Fähigkeit, genau zu beobachten und den Menschen sich selbst spüren zu lassen. Vor allem im Angesicht der Schönheit der Natur.
Fotografie kann also die Geistigkeit (Spiritualität) fördern und so das Denken beeinflussen und verändern. Fotografie kann sogar das Umfeld des Fotografen verändern und für ein besseres Lebensgefühl sorgen. Fotografie kann Bewusstheit, Achtsamkeit und Ausgeglichenheit fördern. Fotografie kann uns den Wert der Natur vermitteln und so für mehr Miteinander und Respekt sorgen, damit wir uns das bewahren, was wir so gerne sehen und fotografieren.
Dr. Günter Zöhrer
Dr. Günter Zöhrer
Dr. Günter Zöhrer
Dr. Günter Zöhrer
Dr. Günter Zöhrer