Das Besondere, das Schöne in der Natur, liegt mir am Herzen. Die Berge als Kraftort und Ausdruck von Poesie! Einer Poesie, die den Anschein hat, durch Licht transportiert zu werden. Licht als Informationsträger, der in uns etwas auslöst. Eine Emotion der Begeisterung, des Erstaunens oder der Zufriedenheit. Kurz gesagt, Licht unterstützt bei der Entstehung positiver Gedanken!
In der Literatur ist Poesie wie das Malen mit Wörtern, also einer besonderen Qualität der Mitteilung, welche die Dichtkunst (Poetik) besitzt. Eine genaue Definition der Poesie ist schwer zu finden, da es den Anschein hat, als ob alle Beschreibungen richtig wären. Duden beschreibt es als „poetischer Stimmungsgehalt“. Jedenfalls wird die Poesie mit etwas besonderem, einer durch die Sprache vermittelten aber über sie hinausgehenden Wirkung hin zu Harmonie, Schönheit und Stille verbunden. Das griechische Wort poiesis bedeutet „das Dichten“ bzw. „erschaffen“, was in diesem Kontext wunderbar zur Fotografie passt, denn das Wort Fotografie besitzt ebenfalls griechische wurzeln und bedeutet soviel wie mit Licht malen. (photos = Licht und graphein = malen, zeichnen). Also zusammengefasst bedeutet die Poesie in der Fotografie das Dichten bzw. Erschaffen von bzw. mit Licht.
Gut, so weit ein kurzer theoretischer Ausflug. Nach meiner Erfahrung ist es aber so, dass Schönheit relativ ist und dass diese von den Menschen in unterschiedlicher Art und Weise definiert wird. Daher ist es als ein sehr individuelles Thema anzusehen.
Rumi (Dschalāl ad-Dīn Muhammad Rūmī)
Poesie in der Landschaftsfotografie zu (emp)finden, ist für sich selbst sehr wertvoll und prägend. Wie auch immer der/die Fotograf*in die Landschaft wahrnimmt, es ist ganz egal und jedem Individuum entsprechend anders. Wichtig ist, dass das, was erlebt wird, in einem selbst zu einer großen und tiefen Empfindung aufsteigt. Zu einem Gefühl, das die Schönheit des Moments repräsentiert und sich im Betrachter als etwas unvergessliches verankert, etwas, das einem ganz Tief berührt und ihn still werden lässt. Durch Poesie wird man Teil des Geschehens weil die fühlbare Emotion der Zement zwischen dem was passiert und dir selbst, ist. Es funktioniert aber meist nur dann, wenn Poesie nicht erzwungen ist, wenn sie einfach nur passiert, deshalb ist das in sich Ruhen und bewertungslose Betrachten so wichtig, um sichtbare Poesie in der Natur zu erkennen. Deshalb, auch wenn es mal nicht funktionieren sollte, in dies absolut Ordnung. Poesie in Bildern ist der Zauber des Moments. Sie ermöglicht es im Beisein der Natur sich der Geistigkeit (Spiritualität) zu öffnen.
Um Poesie für sich selbst zu erfahren ist es ganz wichtig sich dem was ist nicht entgegen zu stellen. Anders ausgedrückt, Widerstandslosigkeit im Jetzt zu pflegen. Da die Fotografie als eine moderne und zeitlose Meditationsform angesehen werden kann, kann damit jener geistige Zustand, der bei traditionellen Meditationen in Seminarräumen geübt wird, sehr leicht erreicht werden. Es ist das persönliche Erfahren von Gegenwärtigkeit durch das Loslassen von Gedanken an Zukunft und Vergangenheit, also Widerstandslosigkeit. Dies geschieht durch den Fokus auf die Natur, auf sich selbst und das fotografieren. Es ist das bewusste Erfahren des Jetzt, das, wenn man diesen Zustand erreicht, mit einem inneren Hochgefühl einhergeht und das Erkennen der Poesie des Lichts erst überhaupt ermöglicht.
Jean Paul
Günter Zöhrer
Günter Zöhrer
Beim Fotografieren kann der Zustand von Gegenwärtigkeit leicht erreicht werden, indem wir uns für das was ist und was wir gerade tun, begeistern. Es ist für mich immer wieder ein besonderes Erlebnis am Berg zu sein, zu warten, zu lauschen und dabei ganz still zu werden. Sich von dem überraschen zu lassen, was die Natur mir zeigt. Solche Momente sind ein prägendes Erlebnis und haben viel Einfluss auf meine zukünftigen Entscheidungen.
Begeisterung, Enthusiasmus und Hingabe an den Moment führt sozusagen gemeinsam mit den technischen Aspekten der Fotografie zu hingebungsvoller Konzentration und dadurch zur Gegenwärtigkeit. Gleich wie ein Bergsteiger, der durch eine Felswand klettert oder ein Künstler, der sich auf den Inhalt seines Bildes konzentriert. Und, obwohl man durch das Erlebte in Faszination schwelgt, ist dieses Erlebnis von tiefer Stille durchdrungen. Wir übernehmen die Schönheit und Stille der Natur in uns selbst und halten diese Momente in unseren Bildern fest. Ein sehr schöner, angenehmer und zuweilen auch sehr mächtiger Weg, um sich selbst zu erkennen. Durch das Erkennen von poetischen Momenten in der Natur. Das ist für mich Poesie in Bildern, denn genau dieses Gefühl will ich festhalten, um mich danach immer wieder daran zu erinnern. Genau so wie es bei der Dichtkunst auch ist!
Das Resultat dieser Methode ist Gleichgewicht, inneres und äußeres Gleichgewicht. Nichts kann einen erschüttern, man selbst ist vollkommen gelassen und tief berührt. Einfach nur dadurch, dass man ungezwungen und ungeplant etwas Besonderes in der Natur erlebt hat. Die Poesie des Universums, reduziert auf einen Ort, auf einen Zeitpunkt und auf ein Gefühl.
Komm mit mir an wundervolle Plätze, lass dich von der Natur verzaubern, gib deinen Widerstand auf und sei ganz so wie du bist. Dann öffnest du dich all der Möglichkeiten, die in der Natur geschehen können, die aber auch in dir stecken. Dann werden alle Dinge schön und du siehst Poesie, die überall Präsent ist, mit deinem Auge und mit deinem Herzen.
Beispiel-Event
zum Thema POESIE:
Natur- und Kulturlandschaften vereint in poetischer Schönheit und Stille
Dr. Günter Zöhrer