Fotografie ist ein stetiger Begleiter unserer Gesellschaft. In so ziemlich jedem Lebensbereich sind Fotos in unterschiedlicher Form sichtbar und prägen unser Verständnis von etwas, wie es sein sollte bzw. wie es gesehen wurde. Und das gilt sowohl für Fotografen als auch für Menschen, die nicht fotografieren. Die Kunst, die hinter der Fotografie steckt, bleibt jedoch immer mehr im Verborgenen.
Die Fotografie steht heutzutage auch repräsentativ für den Einsatz von (Hoch-)Technologie, die in einem unglaublichen Tempo eine Extreme nach der anderen bewältigt. Unglaublich ist ein sehr passender Begriff für den technischen Fortschritt, für die optische Qualität der Objektive, für die Möglichkeiten der Bildmanipulation, die eine Bildbearbeitungssoftware heutzutage bietet und zumeist auch für den manchmal wahrlich unglaublichen Preis.
Dr. Günter Zöhrer
Das Fotografieren oberhalb der Welt der Handy-, Kompakt- und Gelegenheitsfotografen ist zu einem Status geworden, der sich oft an dem Gewicht der Linsen, den Auflösungen der Kamera und dem damit verbundenen Wert einer solchen Ausrüstung orientiert. „Wer hat, der ist“ oder so ähnlich fühlt es sich manchmal an. Das Handwerk selbst rückt dabei immer mehr in den Hintergrund. Auch die Gestaltung eines Bildes ist ein vielmehr „technischer“ beziehungsweise von visuellen Gesetzen vorgegebener Schritt, eine Leitlinie für die Herstellung von Fotos, die einzuhalten ist, um mehr und mehr der perfekte Fotograf zu werden und sich von anderen abzuheben. Und das obwohl alle nach denselben Prinzipien fotografieren.
Aber sind Technik und Gestaltung eigentlich tatsächlich die ganze Welt der Fotografie? Kann man die Fotografie auf diese beiden Aspekte reduzieren? Im Grunde ist es nicht falsch, gute Technik zu verwenden, denn wie in fast jedem Beruf ist ein gutes Werkzeug eines der Fundamente für ein gutes Ergebnis. Und Technik macht auch Freude. Das kenne ich selbst auch. Aber, wenn das Tun des Fotografen genau betrachtet wird, eben nicht alleine. Es ist nur eines der Fundamente.
Sich in der Fotografie nur auf Technik und das gestaltete Endergebnis, das Foto, zu beschränken, lässt dieses Tun aus meiner Interpretation nicht vollkommen werden. Es steckt so viel mehr in der Fotografie. Die unzähligen Beispiele von den meisten großen Fotografen des letzten Jahrhunderts sind Zeugen dieses Mehrwertes. Er wurde von ihnen gelebt, beschrieben und fotografisch dokumentiert. Es sind die Gefühle und Emotionen der Fotografen, die Liebe zu dem was sie fotografierten. Es war die Hingabe und die Kunst das Besondere zu sehen und vor allem zu erleben. Sie waren alle Meister der inneren Stille, voll auf den Moment ausgerichtet und offen für das was kommt obwohl meist auch eine akribische Planung hinter den Projekten standen. Das war es was sie großartig machte und damit ihre Bilder auch. Wie in jedem Handwerk liegt die Kunst eines guten Endergebnisses in der Fotografien in der Art des Erschaffens, also in allem außer im Foto selbst. Das Foto ist nur das Endergebnis, sozusagen der Behälter der Geschichte, der Gefühle und der Erfahrungen, die der Fotograf gemacht hat. Und die Technik nur das Werkzeug um diese Inhalte zu transportieren.
Henri Cartier-Bresson
Wie kann es überhaupt sein, dass man Gefühle auf ein Foto bannt? Eine Frage, die sicherlich bei manchen für Kopfschütteln sorgt. Nun gut, ich versuche dies aus meiner Sicht zu beantworten.
Jeder der sein Tun bzw. sein Handwerk liebt, wird seine Visionen ohne zu hinterfragen umsetzen und sich auch nicht durch oft erniedrigende Kritik davon abbringen lassen. Es ist die Hingabe an das Tun was den Fotografen, und jedem der seine Arbeit gerne tut, zum Künstler macht, es ist die Liebe, die in seiner Tätigkeit steckt und es ist das Wissen darum, dass die Technik nur ein Mittel dessen ist, um Ideen in der physischen Welt zu manifestieren. Eben ein Foto entstehen zu lassen. Der Mensch dahinter lässt es zum Leben erwachen, es mit Geschichte und Emotion füllen, vor allem für sich selbst. Solche Gefühle werden in der Fotografie bewahrt und konserviert und das Foto dadurch mit „echtem“ Leben aufgefüllt.
Um den Fotos „Leben“ einzuhauchen muss der Fotograf selbst auch das Leben erfahren und spüren. Ich behaupte, dass ein guter Fotograf auch ein Mensch ist, der sich seinem Leben mit all den guten und weniger guten Seiten stellt. Eine gute Möglichkeit solche Erfahrungen zu machen birgt die Landschaftsfotografie. Dort draußen, zum Beispiel in der wunderbaren Natur der Berge, ist man im Gegensatz zur Stadt tatsächlich von Leben umgeben. Und man spürt sein eigenes Leben ebenfalls! Beim Gehen, durch das Wetter, durch die Temperatur aber auch durch die Geräusche, Gerüche und die klare Luft. Alles ist mit einer tiefen Stille umgeben, die einen selbst berührt. Deshalb kennen alle, die gerne Wandern und Bergsteigen, das Gefühl draußen zu sein. Darin besteht der Mehrwert der Landschaftsfotografie, der durch Technik und Gestaltung alleine nicht ausgefüllt werden kann. Es ist also der Wunsch draußen zu sein und dieses „draußen“ voll und ganz zu leben, wesentlich wichtiger, als sich nur mit dem Goldenen Schnitt oder der Blendenöffnung zu beschäftigen. Diese technischen Aspekte dürfen entstehen. Viel wichtiger ist der Blick nach Außen, um dann, wenn es dir das Gefühl sagt, zu fotografieren. Du fotografierst immer das Jetzt! Nur das ist in der Fotografie möglich.
Dr. Günter Zöhrer
Fotografie als Bewusstseinsübung im Innen und im Außen lässt den Menschen Ausgeglichenheit erfahren, ihn Gegenwärtigkeit erleben und so den nötigen Respekt gegenüber der Natur empfinden. Auch seiner eigenen! Fotografie ist eine Schulung der Wahrnehmung und der Achtsamkeit, sie ist eine meditative Form des Erlebens, die durch die spirituellen Erkenntnisse der Menschheit in Verbindung mit den heutigen technischen Möglichkeiten eine ganzheitliche Methode darstellt und dadurch den positiven Aspekten des Mensch-Seins dient. In den Bergen werden die menschlichen Grundfunktionen Bewegen, Ruhen, Gestalten und Fühlen erfüllt und der Mensch so näher ein sein tatsächliches Ich gebracht. Mit diesen 4 Funktionen meine ich nicht alleine die physischen Aspekte, sondern sehr wohl auch die mentalen Formen des Menschen, das geistige Bewegen, Ruhen, Gestalten und Fühlen. Es geschieht dadurch das wortwörtliche „Verbrennen von Gedanken“!
In ganzheitlichen Foto-Retreats in der wundervollen Natur der Berge wird die Fotografie und die geistige (spirituelle) Welt des Menschen in Verbindung gebracht, um aus beiden den größten Nutzen für das eigene Leben und die Fotografie zu ziehen. Es ist eine Art ZEN-Fotografie nur ohne ZEN, denn wir alle sind keine buddhistischen Mönche. Und wir dürfen an unserer Kamera und unseren Träumen anhaften, sie leben und ohne Druck und Zwang fotografieren. In den von mir entwickelten 4 Fotozeiten wird bewusst auf alle Aspekte des Wanderns bzw. Bergsteigens sowie auf das menschliche Wesen und der Fotografie eingegangen, damit jeder das Gefühl kennen lernt, vollkommen im Jetzt zu sein und seine Widerstände los zu lassen, ja sogar an die Natur abzugeben, damit er wieder gestärkt und mit frischer Energie den Lebensalltag verständlicher und offener meistern kann.
Die Fotografie hilft uns dabei, bewusst zu werden, sie hilft uns ausgeglichen zu sein, frei zu sein, offen für Neues zu sein. Sie erinnert uns auch immer daran beim Betrachten der Fotos! Nutzen wir unser eigenes Potenzial, um uns besser zu fühlen und nutzen wir die Technik, um dieses Gefühl auszudrücken. Die Teilnahme an einem Foto-Retreat (Retreat soll den physischen und geistigen Rückzug bedeuten) von Die Kraft des Sehens ist ein unvergessliches Erlebnis. Wir fotografieren besondere Momente an besonderen Orten zu besonderen Zeiten, damit wir selbst erkennen, wie besonders und einzigartig wir sind.