Die Blaue Stunde ist unter Fotografen wegen ihres besonderen Lichtes begehrt. Sie taucht das Land in ein kühles Blau, wobei am Horizont noch immer das warme Licht des Sonnenuntergangs zu sehen ist. Ein Traum beim Fotografieren, da das Restlicht noch genügend Spielraum für Details in der Natur übrig lässt. Die Blaue Stunde taucht die Natur in mystisches Licht und sorgt für einen kurzen Zeitraum am Morgen und am Abend für ganz besondere Fotomomente.
Johann Wolfgang von Goethe
Die Blaue Stunde beschreibt einen Abschnitt zwischen Sonnenuntergang und Nacht. Nach Sonnenuntergang wird die Zeit bis zur absoluten Dunkelheit in die unterschiedlichen Dämmerungsphasen, bürgerliche Dämmerung, nautische Dämmerung und astronomische Dämmerung unterteilt. Diese Phasen regeln unterschiedliche gesellschaftliche Vorgaben wie z.B. wann das Licht am Abend in den Städten eingeschaltet werden sollte. Sie beschreiben in 6 Grad Schritten die Position der Sonne hinter dem Horizont bis zur Dunkelheit. Ausgehend vom Blickpunkt des Betrachters.
Dazwischen liegt die Blaue Stunde, die etwa in der Mitte der bürgerlichen Dämmerung beginnt und im letzten Drittel der nautischen Dämmerung endet. Es heißt auch, sie folgt nach der Rosa Stunde (auch benannt als Venusband bzw. Venusgürtel), einem weiteren Trend-Namen eines Ereignissen, in dem der Erdschatten in der Atmosphäre sichtbar ist. Am Äquator vergeht die Blaue Stunde sehr schnell, ca. 20 min. Kommt man jedoch den Polen näher, dauert sie immer länger. Je nach Jahreszeit dauert sie in unseren Breiten zwischen 30 min. und 50 min. In den weißen Nächten, jenseits des 57 Breitengrades Richtung Nord- bzw. Südpol, dauert sie an die 5 Stunden. An den Polen dauert sie (theoretisch) zwei Wochen.
So können zur Zeit der Blauen Stunde ganz besondere Fotografien entstehen. Fotografien, die keinen Graufilter bedürfen und trotzdem Langzeitbelichtungen mit geschlossener Blende ermöglichen. Die Iso Werte dürfen auch niedrig sein, womit auch die Bildqualität nicht darunter leidet. Es ist eine poetische Form des Lichts.
Raina Jeschke
Für einen Fotografen, der sich dieses Moments bewusst wird, bedeutet die Blaue Stunde ein ganz besonderes Erlebnis. Wenn im Tal die Lichter zu leuchten beginnen und sich darüber die Sterne bemerkbar zu machen wird es ziemlich still in der Natur. Diese sichtbare und fühlbare Stille überträgt sich auch auf den Menschen, deshalb sollte die Blaue Stunde auch ausgiebig genossen werden. Denn der Genuss des Augenblicks tritt beim Betrachten, beim spüren und während des Fotografierens ein. Es ist ganz einfach Faszination, Staunen und das Vergessen der Zeit. Genau dies ist ein stiller dank an das was gerade geschieht. Eine unerzwungene Wertschätzung.
Das Licht der Blauen Stunde ist ein Ereignis wie aus einer anderen Zeit, eine Zeitspanne die täglich in Erscheinung tritt, aber kaum bewusst von uns Menschen beachtet wird. Stille ist das Prinzip des Gleichgewichts. Dieses Licht vermittelt Stille und Schönheit. Nicht umsonst ist das Fotografieren zu dieser Zeit für Fotografen von großer Bedeutung. In der Landschaftsfotografie genauso wie in der Architekturfotografie.
Die Blaue Stunde läutet quasi die Nacht ein bzw. aus und lässt uns sichtbar teilhaben an der Wandlung des Tages. Sie lässt die Nacht mit wundervollen Farben beginnen und läutet den Tag ebenfalls durch Farben ein. Wer nach dem Sonnenuntergang stehen bleibt und gewillt ist, die Zeit bis zur Dunkelheit abzuwarten, wird unvergessliche Momente und Emotionen erleben. Frei von allen Gedanken, voll konzentriert auf das was in der Natur und in einem selbst geschieht. Der Mensch wird dadurch präsent weil es die Natur auch ist.!
Beispiel-Event
zum Thema BLAUE STUNDE:
Plumsjoch . Karwendelgebirge . Tirol
Henry Thomas Buckle